Montag, 23. Januar 2006

Vielleicht lieber morgen

Hallo Leute. Eigentlich mag ich garkeine Gedichte, aber dieses hier hat es mir wirklich angetan. Deshalb wollte ich es auch heute hier veröffentlichen, auch wenn es nicht von mir ist. Ich hoffe das geht in Ordnung. Es stammt aus dem Buch " Vielleicht lieber morgen " von Stephen Chbosky.Ließt es euch mal durch und denkt ein bißchen drüber nach. Viel Spaß dabei.

Vielleicht lieber morgen

Auf einem gelben Stück Papier, grün liniert,
schrieb er ein Gedicht
Und er nannte es „Chops“,
denn das war der Name seines Hundes
Und nur darum ging es.
Und sein Lehrer gab ihm eine Eins
und einen goldenen Stern
Und seine Mutter klebte es an die Küchentür
und las es seinen Tanten vor
Das war das Jahr,
als alle Kinder mit Father Tracy in den Zoo fuhren
Und sie sangen mit ihm im Bus
Und seine Schwester kam auf die Welt
mit winzigen Zehennägeln und kahl
Und seine Eltern küssten sich oft
Und das Mädchen um die Ecke
schickte ihm eine Valentinskartemit vielen „X“-en
und er fragte seinen Vater, was die „X“-e bedeuteten
Und sein Vater brachte ihn am Abend ins Bett
Und war immer da, um das zu tun.

Auf einem weißen Stück Papier, blau liniert,
schrieb er ein Gedicht
Und er nannte es „Herbst“,
denn es war gerade Herbst
Und nur darum ging es
Und sein Lehrer gab ihm eine Eins
und sagte, er solle präziser schreiben
Und seine Mutter klebte es nicht an die Küchentür,
denn die war frisch gestrichen
Und die anderen sagten ihm,
dass Father Tracy Zigaretten rauchte
Und sie in der Kirche fallen ließ
Und manchmal brannten sie Löcher in die Bänke.
Das war das Jahr, als seine Schwester eine Brille bekam
mit dicken Gläsern und schwarzem Gestell
Und das Mädchen um die Ecke lachte ihn aus,
als er mit ihr auf den Weihnachtsmann warten wollte
Und die anderen sagten ihm,
warum seine Eltern sich oft küssten.
Und sein Vater brachte ihn abends nicht mehr ins Bett
Und sein Vater wurde wütend, als er ihn darum bat

Auf einem Blatt aus seinem Notizbuch
schrieb er ein Gedicht
Und er nannte es „Unschuld: Eine Frage“,
denn das war die Frage, die seine Freundin betraf
Und sein Lehrer gab ihm eine Eins
und sah ihn lange und seltsam an
Und seine Mutter klebte es nicht an die Küchentür,
denn er zeigte es ihr nicht
Das war das Jahr, als Father Tracy starb
Und er vergaß, wie das Glaubensbekenntnis ging
Und er erwischte seine Schwester,
wie sie hinterm Haus herumknutschte
Und seine Eltern küssten sich nicht mehr
und schwiegen sich an
Und das Mädchen um die Ecke trug zu viel Make-up
sodass er husten musste, wenn er sie küsste,
aber er tat es trotzdem,
weil es das war, mas man halt tat
Und um drei Uhr morgens brachte er sich ins Bett,
während sein Vater nebenan schnarchte

Auf einem Stück brauner Papiertüte
versuchte er sich an einem Gedicht
und er nannte es „Absolut nichts“,
denn nur darum ging es wirklich
Und er verpasste sich selber eine Eins
und einen Schnitt in jedes Handgelenk
Und er klebte es an die Badezimmertür,
denn er glaubte nicht,
dass er es noch bis zur Küche schaffen würde

Autor: Stephen Chbosky
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